Jetzt ist es schon zwei Wochen her, dass ich bei einer eher ungewöhnlichen Tagung dabei war. Ungewöhnlich war sie erstens in Bezug auf das Thema – Gaming und Gamification sind in deutschen Kultureinrichtungen ja noch eher die Ausnahme -, zweitens auch im Hinblick auf das Format. Der Veranstaltungsort war das Gästehaus der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel, und dort tagten, aßen, schliefen und spielten wir. Fast alle, fast immer unter einem Dach.

Gaming-Konferenz

Initiator Christoph Deeg im Gespräch mit Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss, Direktorin der Bundesakademie

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Und ich gebe es zu, der Gedanke löste bei mir im Vorfeld leichte Beklemmung aus. Wie sollte man sich denn da mal für eine Stunde zurückziehen? Aber ich muss sagen, das war gar nicht nötig. Es herrschte eine sehr angenehme Stimmung, die Gespräche waren offen und von Neugier geprägt.

Das lag sicher auch daran, dass keine Langeweile aufkommen konnte: die Vorträge der Referenten aus Deutschland, Südkorea, China und den USA deckten sehr verschiedene Aspekte ab und regten zum Weiterdenken an. Zuerst die schlechte Nachricht: Hier zu allen etwas zu schreiben, würde vollkommen den Rahmen sprengen. Nun die gute Nachricht: Es wurde alles gefilmt, und die Videos sollen nach und nach ins Netz gestellt werden. Den Link ergänze ich dann hier. Jetzt schon zu lesen ist das Fazit von Christoph Deeg, der die Tagung mit der Bundesakademie auf die Beine stellte.

Ein paar Glanzlichter muss ich aber natürlich setzen. Die internationalen Referenten brachten Ansätze ein, die hierzulande noch kein Thema sind. Peter Lee aus Seoul sprach über Alternate Reality Games – in erster Linie das von ihm entwickelte „Being Faust – Enter Mephisto“. Dabei wird, wie er sagte, die Bibliothek zum Buch, das man dann „von innen“ erkunden kann. Dank YouTube können Sie sich das selbst kurz ansehen:

Bei diesem Beispiel handelt es sich, nebenbei bemerkt, nicht um ein Computerspiel. An der Grenze bewegt sich Eli Neiburger mit einigen Aktivitäten der Ann Arbor District Library: Dort geht es darum, den Bibliotheksnutzern und Gamern eine besondere Erfahrung zu ermöglichen. Sie sollen spielen; aber nicht so, wie sie es an der heimischen Konsole auch könnten. Stattdessen werden Wettbewerbe veranstaltet, oder auch mal die Parcours aus „Angry Birds“ in der Turnhalle nachgebaut. Das Besondere an Eli ist, meiner Ansicht nach, wie klar er Dinge sieht und ausspricht. Ich konnte schon einmal an einem seiner Vorträge teilnehmen, und damals wie heute habe ich seine Begeisterung für Gaming, insbesondere Gaming in Bibliotheken und den Zusammenhang zwischen Gaming und Lernen, sehr geschätzt.

Douglas Wang aus Shanghai bereitete uns auf sehr interessante Art auf seinen Vortrag vor: Er verteilte zunächst im gesamten Raum Räucherstäbchen, die aus jahrhundertealten Wurzeln gefertigt und extra aus China importiert worden waren. Sie sollten uns den Geruch des „alten China“ näherbringen. Wangs Mission ist es, die Chinesen wieder in Kontakt mit ihren kulturellen Wurzeln zu bringen. Dazu benutzt er Simulationen, Gaming-Strategien, aber eben auch Elemente, die ganz direkt die Sinne ansprechen.

So, für heute waren das meine Glanzlichter. Wenn Sie mehr erfahren möchten, hinterlassen Sie gerne einen Kommentar und fragen Sie nach. Mit relativer Sicherheit werde ich in Kürze noch etwas mehr von der Konferenz erzählen…