„Wir sind doch nicht zum Spaß hier!“, den Satz haben wir wohl alle schon öfter gehört. Mit Sicherheit in der Schule, in Besprechungen… und vielleicht auch beim Museumsbesuch. Obwohl man heute weiß, dass Spaß dem Lernen sehr zuträglich ist, scheint diese Trennung von Arbeit und Vergnügen mindestens sieben Leben zu haben. Und klar, es gibt nun mal auch Sachen, die einfach keinen Spaß machen. Oder doch?
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Zunächst einmal müssen wir uns natürlich überlegen, was Spaß überhaupt bedeutet – und das ist weder so einfach, noch so klar, wie es zunächst scheinen mag. Dementsprechend gibt es auch viele, viele Spaßtheorien. Ich kann mich erinnern, im Studium etliche dicke Wälzer zum Thema Spaß, oder auch Lachen, durchgeackert zu haben. Keine Angst, dicke Wälzer rekapituliere ich jetzt nicht. Aber vielleicht ganz kurz zwei neuere Ansätze, die in Bezug auf Computerspiele erklären, welche Arten von Spaß es gibt. Computerspiele sind Meister darin, Menschen zu motivieren – weil sie Spaß machen.
Da wäre zunächst Nicole Lazzaro mit ihren „4 keys 2 fun“: vier Arten von Spaß, die jeweils zu einer oder mehreren Emotionen führen. Hard fun ermöglicht den Stolz über die eigene Leistung bei Herausforderungen, easy fun weckt Neugier, serious fun kann entspannen und/oder anregen, und dank dem people fun amüsieren wir uns. (Wer neugierig geworden ist, findet hier ausführlichere Beschreibungen.)
Marc LeBlanc unterscheidet sogar gleich doppelt so viele Arten von Spaß: sensation (das Spiel als Erlebnis für die Sinne), fantasy (das Spiel als fiktive Welt), narrative (das Spiel als sich entfaltende Geschichte), challenge
(das Spiel als Hindernisparcours), fellowship (das Spiel als sozialer Raum), discovery (das Spiel als untentdecktes Territorium), expression (das Spiel als Bühne) und submission (das Spiel als gedankenloser Zeitvertreib). Wer nachlesen möchte, wird hier fündig.
Lazzaro und LeBlanc führen also jeweils genau eine – und nur eine! – Art von Spaß auf, die dem gedankenlosen Herumalbern entspricht, das man häufig darunter versteht: easy fun bzw. submission. Alle anderen gerade aufgezählten Ausprägungen von Spaß sind grundlegend anders. Wenn ein Spiel oder eine Anwendung von Gamification erfolgreich sein soll, ist es wichtig, mehrere Arten von Spaß einzuarbeiten. Das sollte man aber auch im Blick behalten, wenn man den Social Media-Auftritt oder das museumspädagogische Programm betreut – auch hier kommen dieselben Mechanismen zur Anwendung.
Damit ist natürlich das Problem noch nicht gelöst, dass einfach nicht alles Spaß macht. Wer bringt schon gern den Müll raus? Nun, das kommt auf die Mülltonne an, aber sehen Sie selbst:
Was Sie gerade in Aktion gesehen haben, „die tiefste Mülltonne der Welt“, ist ein Teil der Kampagne „The Fun Theory“, die Volkswagen 2007 mit der Agentur DDB Stockholm ins Leben rief. „[S]omething as simple as fun is the easiest way to change people’s behavior for the better“, erklärte der Autohersteller und stellte eine Reihe von Videos online, die schnell ihren Weg durch das Netz fanden. Alle haben eines gemeinsam: Sie gehen der Frage nach, ob man Menschen zu besserem Verhalten motivieren kann, indem man eine ganz alltägliche Aktivität herausgreift und sie so umgestaltet, dass sie Spaß macht. Ein weiteres Beispiel:
Und gleich noch eins:
Alles banale Dinge, von denen wir schon wissen, dass sie gut für die Umwelt oder für uns selbst sind. Aber erst, wenn sie Spaß machen, überwinden wir den inneren Schweinehund. Und ganz ehrlich: Wenn man es schaffen kann, dass das Entsorgen von Altglas Spaß macht – haben wir dann in Museen mit ihren einmaligen Exponaten, faszinierenden Geschichten und motivierten Mitarbeitern nicht wirklich leichtes Spiel?