Am kommenden Sonntag, dem 15. März 2015, wird es exakt 200 Jahre her sein, dass Johann Friedrich Städel sein Testament verfasste und so den Grundstein für die Gründung des Städel legte. Das Museum feiert sein 200jähriges Jubiläum mit einem sehr abwechslungsreichen und spannenden Programm – am Sonntag auch mit einem Bürgerfest. Von 10 bis 20 Uhr wird der Eintritt frei sein, und dank der neuen Ausstellung zu Monet lohnt sich der Besuch gleich doppelt. Aber auch, wer nicht nach Frankfurt kommen kann, darf durch die Sammlung schlendern: Am Sonntag geht die Beta-Version der Digitalen Sammlung online. Ich durfte mich schon vorab dort umsehen. Begleiten Sie mich doch auf einem kleinen Rundgang!

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Startseite der Digitalen Sammlung. Screenshot: Tanja Neumann

 

Wenn man die Digitale Sammlung anwählt – ab Sonntag wird sie hier zu finden sein -, wird man von einer Videobotschaft begrüßt. Die Funktionen der Plattform werden vorgeführt, sodass man sich im Anschluss direkt selbst auf die Reise begeben kann, ohne noch über die Technik rätseln zu müssen. Das Design ist minimalistisch, die Steuerung intuitiv. Sehr löblich auch, dass die Plattform gleich für Tablets optimiert wurde. Die Touch-Steuerung funktioniert schon jetzt hervorragend!

Zum Release der Beta-Version wird man 600 Werke online anschauen können, bis zum Jahresende sollen es 1.500 werden. Ja, das ist nur ein Bruchteil der Städelschen Sammlung – aber wer sich die Plattform anschaut, wird schnell erkennen, dass hinter dem korrekten Einbinden eines Bildes ein hoher Aufwand steht. Dem Nutzer bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, mit den Werken zu interagieren; damit dies möglich wird, sind laut Pressemitteilung des Städel pro Werk etwa einhundert (!) Datenfelder auszufüllen. Ein echtes Mammutprojekt, das überhaupt nur von einer so großen und gut aufgestellten Institution bewältigt werden kann, und mit dessen Vollendung man gern ein wenig Geduld aufbringen darf.

Detail-Ansicht in der Digitalen Sammlung. Screenshot: Tanja Neumann

Detail-Ansicht in der Digitalen Sammlung. Screenshot: Tanja Neumann

Nach dem einleitenden Video gelangt man in die Sammlung. Dort ziehen zunächst die Werke an einem vorbei (s.o.) – man kann sich ganz nach Belieben berieseln lassen oder auch eines auswählen. Wenn man das tut, wird es interessant: Man kann sich per Mouse-over das Werk nun im Detail ansehen, aber auch weiterführende Informationen dazu aufrufen. Dazu gehören meist Audio- und Video-Beiträge, die Ausstellungshistorie und weiterführende Texte.

Zu jedem Bild sind in der Digitalen Sammlung weiterführende Informationen hinterlegt. Screenshot: Tanja Neumann

Zu jedem Bild sind in der Digitalen Sammlung weiterführende Informationen hinterlegt. Screenshot: Tanja Neumann

Alternativ kann man sich nach dem Auswählen eines Bildes auch davon ausgehend durch die Sammlung klicken – es stehen immer sieben Erzählstränge zur Verfügung: Sammlungsbereich, Assoziationen, Stimmung, Bildelemente, Gleicher Künstler, Wirkung und Ausstellung. Hat man seine Wahl getroffen (hier zum Beispiel Stimmung: Wut) gelangt man zu einer Auswahl weiterer, verwandter Werke. Und auch hier kann man wieder nach weiteren Elementen suchen. Die Digitale Sammlung ermöglicht so tatsächlich ein Schlendern oder Flanieren von Werk zu Werk und integriert gleichzeitig das Prinzip des Infinite Scrolling, das im Webdesign gerade Trend ist. Wer mag, kann sicher stundenlang unterwegs sein.

Die Digitale Sammlung ermöglicht sowohl die Suche nach fachlichen, als auch nach assoziativen Parallelen. Screenshot: Tanja Neumann

Die Digitale Sammlung ermöglicht sowohl die Suche nach fachlichen, als auch nach assoziativen Parallelen. Screenshot: Tanja Neumann

Jedes Bild kann zur eigenen Pinnwand hinzugefügt oder über soziale Netzwerke (Facebook, Twitter, Google+ und Pinterest) geteilt werden, sodass auch ein eigenes Kuratieren des Gesehenen möglich wird. Eine sehr schöne Möglichkeit, in Zukunft mit den Werken auch online interagieren zu können, ohne Copyright-Verletzungen fürchten zu müssen. Dieser Ansatz ist sicher auch in Kombination mit dem schon länger bestehenden Angebot, sich Motive aus der Städelschen Sammlung bei DM als Kunstdruck anfertigen zu lassen, zu verstehen. Man kann die Kunst – ein wenig – mit nach Hause nehmen, was natürlich der Idee der übergeordneten Kampagne „Digitale Erweiterung“ des Städel entspricht. (Nein, ich glaube nicht, dass damit der Museumsbesuch überflüssig wird. Ein Kunstdruck oder Pin ersetzt nicht den Eindruck des Originals. Nur, damit ich es noch mal gesagt hätte. 😉 )

Wer jetzt neugierig geworden ist, der sollte auf dem Blog von Helge David vorbeischauen, der heute Morgen bereits über seinen Eindruck von der Digitalen Sammlung berichtet hat. Außerdem hat das Journal Frankfurt auf YouTube einen Screencast eingestellt, der noch weit detailliertere Erklärungen der einzelnen Funktionen liefert. Ansonsten bleibt das Warten auf den Sonntag – dann können Sie es selbst ausprobieren. Noch ist die Digitale Sammlung in der Beta-Phase, daher sind wir alle aufgerufen, Feedback zu geben! Wie ist Ihr Eindruck? Werden Sie sich unter die digitalen Flaneure mischen?

 

Update 13.03.2015: Seit heute ist auch die Besprechung der Digitalen Sammlung von Christian Gries online. Bitte hier entlang!