Sie können sich nicht recht mit der Idee anfreunden, dass Ihre Veranstaltungen auch auf Twitter stattfinden? Wenn die Leute schon darauf bestehen, mit ihren Handys zu spielen statt sich zu konzentrieren, wollen Sie es nicht auch noch fördern? Hier gilt dieselbe Prämisse wie so oft, wenn es um soziale Medien geht: Sie sind überall, und sie gehen auch nicht weg, wenn Sie sie ignorieren. Natürlich steht es Ihnen frei, nichts davon wissen zu wollen. Es gibt jedoch mindestens fünf gute Gründe, sich anders zu entscheiden:

Tanja_histmus

Tweetup im historischen museum frankfurt
© historisches museum frankfurt

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1. Es wird sowieso getwittert.

Es mag Sie überraschen, aber wenn Sie über ein jüngeres oder auch nur ansatzweise gemischtes Publikum verfügen, dürfen Sie getrost davon ausgehen, dass sich auch Twitterer darunter befinden. Insbesondere Veranstaltungen mit Podiumsdiskussionen oder Vorträgen regen ganz von selbst dazu an, über sie zu berichten. (Ein Beispiel: Meine Twitter-Analyse der MAI-Tagung 2012, bei der in keiner Weise zum Twittern angeregt wurde.) Selbst wenn Sie gar nicht bzw. nicht über diese Veranstaltung twittern, können Sie also nicht verhindern, dass auf Twitter darüber gesprochen wird. So ähnlich, wie die Presse auch über Sie schreibt, wenn Sie sich weigern, die Zeitung zu lesen.

2. Sie bekommen ungefiltertes Feedback.

Wenn Sie den Twitter-Stream mitlesen, erfahren Sie dort wie nirgendwo sonst, was Teilnehmer über Ihre Veranstaltung denken. Entweder bekommen Sie also ehrliches Lob zu lesen – das Sie übrigens auch archivieren, in Ihren Pressespiegel einbinden oder anderswo verwenden könnten -, oder Sie wissen für das nächste Mal, was nicht gefallen hat und eventuell noch einmal überdacht werden sollte.

3. Der Ton macht die Musik.

Wenn Sie den Twitter-Stream ignorieren, wird über Sie gesprochen und nicht mit Ihnen. Die Twitterer fühlen sich von Ihnen nicht wertgeschätzt und orientieren sich aneinander statt an Ihnen. Sollte es einen Fauxpas oder eine Panne geben, werden sie versuchen, darauf aufmerksam zu machen und ihre Meinung in immer drastischerer Form äußern, wenn keine Reaktion erfolgt. Laden Sie dagegen zum Twittern ein, benehmen die Twitterati sich auch in diesem Rahmen als Gäste. Das wirkt sich sowohl auf die Art aus, in der sie eventuelle Kritik äußern, als auch darin, dass sie zuerst versuchen werden, Ihnen einen freundlichen Hinweis zu geben, bevor sie sich öffentlich beschweren. Sie haben dann die Möglichkeit, Ihren Standpunkt zu vertreten, und natürlich können Sie so auch eventuelle Fehler oder Unschärfen korrigieren.

4. Twittern ist eine Form der Partizipation.

Über eine Veranstaltung zu twittern ermöglicht es, Wünsche und Anregungen zu äußern, die sonst nicht gehört werden würden. Man kann sich auf dieser Ebene aber auch über die Inhalte austauschen, Erklärungen erbitten oder eigene Inhalte beisteuern. Wenn der Veranstalter es mitbekommt, können diese direkt in den Ablauf einfließen – es entsteht dann ein Mehrwert sowohl für die Twitterer, als auch für die Nicht-Twitterer.

5. Twitterer sind Multiplikatoren.

Wenn von Ihrer Veranstaltung getwittert wird, erhöht sich Ihre Reichweite dramatisch. Und es kommt noch besser: Eine der Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit ist es heutzutage, den Kontakt zu Multiplikatoren zu suchen, die sich für die Institution interessieren könnten. Wenn Sie bei Ihrer eigenen Veranstaltung die virtuellen Ohren spitzen, finden Sie Menschen, die freiwillig zu Ihnen gekommen sind und Ihre Inhalte spannend genug finden, um darüber mit ihren Netzwerken zu sprechen. Wenn Sie es jetzt noch schaffen, einen positiven Eindruck zu machen, haben Sie schon gewonnen.

 

Grundsätzlich gilt: Schiefgehen kann es nur, wenn Sie weghören. Sobald Sie Gesprächsbereitschaft zeigen, wird man Sie mit offenen Armen in der Twitter-Gemeinde empfangen und Ihnen gegebenenfalls auch keinen Strick aus Unsicherheiten drehen. Im Gegenteil werden Sie feststellen, dass Twitter-Neulingen jederzeit unter die Arme gegriffen wird, wenn sie darum bitten.

Und nun noch zu den Problemen des Alltags: Sie sind bereit, dem Twittern von Veranstaltungen eine Chance zu geben, können sich aber nicht selbst darum kümmern – sei es, weil Sie keine Zeit haben, oder weil der Twitter-Account fehlt? Im ersten Fall sollten Sie die Zeit finden oder jemanden beauftragen, der für die fragliche Zeitspanne einspringt (s. auch „Wie Sie eine Funkstille auf den Social Media-Kanälen Ihrer Institution vermeiden“). Im zweiten Fall gibt es auch eine Lösung, die Ihnen in anderen Zusammenhängen bereits sehr vertraut ist: Bitten Sie jemanden, als Moderator zu fungieren. Das kann ein Kooperationspartner mit Twitter-Account sein, oder auch ein halbwegs einflussreicher Twitterer, der mit Ihrem Thema gut vertraut ist. Ein geschickter Twitter-Moderator kann den Erfolg Ihrer Veranstaltung entscheidend beeinflussen.

Haben Sie Fragen, Erfahrungsberichte oder Ergänzungen? Hinterlassen Sie gern einen Kommentar!